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Die Planung und Durchführung einer Mobilitätsschulung wirft viele Fragen auf. Einige dieser Fragen werden nachfolgend zusammenfassend beantwortet. 

Häufig gestellte Fragen

  • Durch geeignete Maßnahmen können auch Erwachsene mit geistiger Behinderung lernen, eigenständig mobil zu sein. Individuell bzw. zielgruppenbezogen werden zentrale Lernbereiche (z. B. Motorik, Verhaltensregeln) mit Hilfe einer Filterfunktion ausgewählt und auf Basis unterschiedlicher Materialien (Hinweise für Fachkräfte (Lernaktivitäten), Schulungsmaterialen für den Theorieunterricht (Arbeitsblätter, Spiele) sowie praktische Übungen für den Schonraum und den Realverkehr), die in Arbeitspakete zusammengefasst sind, bearbeitet. Im Zentrum stehen dabei die eigenständige und sichere Nutzung von Bus & Bahn, zu Fuß gehen und mit dem Fahrrad fahren. Eine Wegeanalyse, ein Mobilitätsplan sowie ein Fragebogen zur Erfassung von Mobilitätskompetenzen unterstützen bei der Auswahl der Lernbereiche und Arbeitspakete sowie bei der Durchführung der Mobilitätsschulung. 

  • Durch eine Wegeanalyse erfolgt eine „Bestandsaufnahme“ der Wunschstrecke, die die Teilnehmenden erlernen möchten. 
    Aus der Wegeanalyse leitet sich ab, welche Lernaktivitäten in der Schulung Berücksichtigung finden bzw. welche Arbeitspakete ausgewählt werden sollten. 
    Hierbei ist es wichtig, dass sowohl die ausgewählte Wegstrecke als auch die definierten Lernziele für die Teilnehmenden relevant und erreichbar sind.
    Es wird empfohlen, eine Wegeanalyse immer zu Beginn einer Mobilitätsschulung durchzuführen. Weiterhin sollten hierauf aufbauend die individuellen Schulungsschwerpunkte im Mobilitätsplan festgehalten werden. Der Einschätzungsbogen zu Mobilitätskompetenzen kann genutzt werden, um die individuellen Herausforderungen zu erkennen, die beim Erlernen der Wunschstrecke gemeistert werden müssen. 

  • Die Unterlagen zur Wegeanalyse stehen auf der Startseite und unter Hilfe / FAQ zum Download zur Verfügung.  In einem ersten Schritt wird in der Wegeanalyse die IST-Situation erfasst, d. h. die aktuelle Mobilität und bestehende Herausforderungen sowie Ressourcen werden im Austausch mit den Teilnehmenden thematisiert und Wünsche für die zukünftige Mobilität festgehalten. In einem zweiten Schritt wird eine Wunschstrecke ausgewählt; Start- und Zielpunkt werden schriftlich festgehalten. In Schritt 3 erfolgt die Analyse der Wunschstrecke, d. h.  Umwelt- und personenbezogene Barrieren im Streckenablauf werden identifiziert. Hierbei ist es wichtig, dass die Wunschstrecke auch immer in Begleitung absolviert wird. Für die Mobilitätsform „Bus & Bahn“ stellt das Umsteigen eine besondere Herausforderung dar; es werden hierfür (exemplarisch) Tipps zur Analyse möglicher Herausforderungen bereitgestellt, die durch das Aufsuchen der entsprechenden Realsituationen zu ergänzen sind.   Die Wegeanalyse schließt damit ab, mögliche Besonderheiten festzuhalten, die bei der sich anschließenden Planung der Mobilitätsschulung wichtig sein könnten (z. B. temporäre Baustellen auf der Wunschstrecke, persönliche Belange der Teilnehmenden).

  • Der Mobilitätsplan ist die pädagogische Arbeitsgrundlage für die Mobilitätsschulung MobiLe. Er bildet das Gerüst für die Planung von Unterricht sowie praktischen Schulungseinheiten. 
    Es wird empfohlen, vor der Durchführung der Mobilitätsschulung eine explizite Lernzielbeschreibung vorzunehmen (Wegeanalyse) und die Mobilitätskompetenzen der lernenden Person zu erfassen (Einschätzungsbogen Mobilitätskompetenzen). 
    Im Mobilitätsplan wird festgehalten, welche Barrieren bestehen bzw. welche Lernziele/ Lernaktivitäten (z. B. Bus & Bahn fahren: beim Ein- und Aussteigen zuerst andere Fahrgäste aussteigen lassen) hierbei im Fokus stehen sollen. Weiterhin wird festgehalten, ob Schulungsinhalte praktisch oder theoretisch angeboten werden. Die für die Teilnehmenden gegebene Ausgangslage je Lernaktivität kann auf einer 5-stufigen Skala eingeschätzt werden. Am Ende einer Schulungseinheit kann der Erfolg der durchgeführten Aktivitäten festgehalten werden.
    Durch den Mobilitätsplan werden alle relevanten Lernbereiche übersichtlich erfasst und priorisiert, so dass die Schulungseinheiten aufeinander aufbauen und Lernfortschritte fortgeschrieben werden können. 
    Schließlich bietet der Mobilitätsplan Raum für Anmerkungen, um beispielsweise besondere Herausforderungen, Störfaktoren, den Bedarf an zukünftig durchzuführenden Schulungseinheiten etc. zu dokumentieren.

  • Um sicher und eigenständig am öffentlichen Verkehr teilnehmen zu können, sind sog. Mobilitätskompetenzen Voraussetzung. Mobilitätskompetenzen umfassen sowohl psychomotorische, soziale als auch kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten. 
    Die Ausbildung von Mobilitätskompetenzen ist komplex und individuell verschieden. Für Menschen mit geistiger Behinderung stellt häufig der Theorie-Praxis-Transfer eine besondere Herausforderung dar. Auch die Selbsteinschätzung der eigenen Mobilitätskompetenzen kann verzerrt sein, so dass die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten unter- oder überschätzt werden. 
    Typische Beispiele für Mobilitätskompetenzen sind: Motorik, Regelkenntnisse, Aufmerksamkeit, Gefahrenbewusstsein, Orientierung oder Planungskompetenz.

  • Jeder Mobilitätsart (zu Fuß gehen, Bus & Bahn nutzen, Fahrrad fahren) sind Lernbereiche zugeordnet. Lernbereiche orientieren sich daran, welche (übergeordneten) Kompetenzen im Straßenverkehr notwendig sind (z. B. beim zu Fuß gehen die Lernbereiche „Motorik“ und „(Verhaltens-)Regeln verstehen und Rücksicht nehmen“). 
    Die Lernbereiche wiederum sind inhaltlich in verschiedene Lernaktivitäten gegliedert, zu denen jeweils Arbeitspakete mit passenden Schulungsmaterialien, praktischen Übungen und Fotomaterial (z. B. Straße überqueren, Ein- und Aussteigen aus dem Bus und der Bahn) angeboten werden.

  • Die in den Arbeitspaketen aufgeführten Lernaktivitäten können als „roter Faden“ einer Schulungseinheit verstanden werden. Sie bieten der Fachkraft Hinweise, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten den Teilnehmenden vermittelt werden sollten. 
    Die Lernaktivitäten orientieren sich an wichtigen Handlungsabfolgen im Straßenverkehr. So kann beispielsweise die Straßenüberquerung an einer Fußgängerampel in folgende Handlungsschritte untergliedert werden:  bei Rot das Signal wahrnehmen – mit Sicherheitsabstand an der Ampel stehen bleiben – ggfls. die Ampeltaste drücken – warten bis das Signal Grün erscheint – das Signal wahrnehmen – den Verkehr beobachten – bei Grün die Straße zügig überqueren. 
    Vom Lernenden müssen diese Handlungsschritte verlässlich beherrscht werden, um sicher und eigenständig am Straßenverkehr teilnehmen zu können.
    Hierbei ist es Aufgabe der Fachkraft, die erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Teilnehmenden zu erfassen und den Schulungsbedarf bezüglich der einzelnen Handlungsschritte zu bestimmen. Eine aufmerksame Wahrnehmung und Beobachtungen in der Realsituation sind hier zwingend erforderlich. 

  • Ein Arbeitspaket setzt sich aus Lernaktivitäten, Schulungsmaterialien, praktischen Übungen und Fotomaterial zusammen. Zusätzlich werden Medienverweise (z. B. Kurzvideos) aufgeführt.  
    Insbesondere die Schulungsmaterialien sind als Anregungen zu verstehen, die in individuelle und differenzierte Arbeitsaufträge integriert werden können und an den Lernstand der Teilnehmenden angepasst werden müssen. Sie dienen besonders der Aufbereitung, Wiederholung und Vertiefung des Lernstoffes sowie der individuellen Lernzielkontrolle.
    Alle angebotenen Arbeitspakete geben einen „Orientierungsrahmen“ vor und sind nicht einfach „abzuarbeiten“. Es obliegt vielmehr der pädagogischen Verantwortung der Fachkraft, die Schulungsdurchführung an die individuelle Lernausgangslage und Kompetenzentwicklung der zu schulenden Person anzupassen.

  • MobiLe konzentriert sich auf den Nahverkehr. Im Sinne einer nachhaltigen und aktiven Mobilität stehen hier aktuell der öffentliche Personennahverkehr (Bus & Bahn fahren), das zu Fuß gehen und Fahrrad fahren im Fokus, da für diese Mobilitätsarten eine günstige Kosten-Nutzen-Bilanz vorliegt und von einer wohnortunabhängigen Verfügbarkeit ausgegangen werden kann. Weitere Mobilitätsformen, wie beispielsweise die Nutzung von Elektrokleinstfahrzeugen (z. B. eScooter, Hoverboards), liegen ebenfalls im Trend, werfen aber in Bezug auf die Verkehrssicherheit viele Frage auf und dürften gerade für Menschen mit geistiger Behinderung eine große Herausforderung darstellen. Das eigenständige Fahren eines Pkw ist für die Mehrzahl von Menschen mit geistiger Behinderung keine Option.

  • Die Mobilitätschulung sollte in der Regel von einer pädagogischen Fachkraft durchgeführt werden, die die Teilnehmenden persönlich gut kennt. Die Fachkraft sollte ein gutes Beobachtungs- und Wahrnehmungsvermögen haben, um zum einen Herausforderungen (z. B. äußere Barrieren) zu erkennen und zum anderen die Fähigkeiten und Fertigkeiten (z. B. Aufmerksamkeits- und Konzentrationspanne) der Teilnehmenden richtig einzuschätzen. Die Fachkraft sollte Vertrauen in die Selbstbildungskräfte der lernenden Person aufbringen. Hierfür bedarf es der Balance zwischen Selbststeuerung und Anleitung. Pädagogische Zurückhaltung und ein professionelles Feingefühl sind dabei notwendig.

  • MobiLe wurde für Erwachsene mit geistiger Behinderung entwickelt. Ein Ausschluss von Personen, beispielsweise aufgrund der Schwere ihrer Beeinträchtigung oder multiplen Behinderungen, wurde nicht vorgenommen. Wichtig ist jedoch, dass die Schulung immer an die jeweiligen Voraussetzungen der zu schulenden Person angepasst wird. Beispielsweise sollte das Erlernen, eine Strecke von A nach B mit dem Fahrrad zu fahren, nur dann angestrebt werden, wenn der Teilnehmende das Radfahren an sich bereits sicher beherrscht. Mit dem Fragebogen zu den Mobilitätskompetenzen können grundlegende Voraussetzungen geprüft werden.

  • Der Erfolg der Mobilitätsschulung kann mit dem Mobilitätsplan abgebildet werden. Ab wann ein Lernfortschritt als Erfolg zu werten ist, ist individuell verschieden und hängt auch von den Mobilitätskompetenzen der zu schulenden Person ab. Die Auseinandersetzung der Teilnehmerin / des Teilnehmers mit den eigenen Mobilitätswünschen und der Kompetenzentwicklung (Lernfortschritte) ist daher wichtiger Bestand der Schulung (vgl. auch Wegeanalyse). Sinnvoll sind daher Wiederholungen und Erfolgskontrollen durch gemeinsame Reflexionseinheiten. Ein individueller Zeitbedarf für das Lernen sollte berücksichtigt und eingeplant werden.

  • Um die Mobilitätsschulung so sicher wie möglich zu gestalten, sollten zunächst die Mobilitätskompetenzen der Teilnehmenden erfasst werden. Fähigkeiten und Fertigkeiten werden eingeschätzt, Defizite erkannt und damit mögliche Risiken im Straßenverkehr offengelegt. Die Schulung ist stets an die individuellen Voraussetzungen der Erwachsenen mit geistiger Behinderung anzupassen. 
    Gleichzeitig sollte eine stabile und vertrauensvolle Beziehung zwischen Teilnehmenden und Fachkraft aufgebaut werden, um ein sicheres Lernumfeld zu schaffen. 
    Bereits erlangte Lernerfolge sollten durch regelmäßiges Wiederholen gefestigt (und überprüft) werden, sodass die Teilnehmenden verlässliche Sicherheit in ihrem Handeln gewinnen. Aufbauend auf einem solch stabilen Fundament können dann neue Kompetenzen erlernt werden. 
    Grundlegend gilt es, die Schulungsinhalte nach dem Prinzip „vom Leichten zum Schweren“ zu erarbeiten. Alle Lerninhalte sollen gemeinsam besprochen, im Schonraum eingeübt und im Realverkehr umgesetzt werden. 

  • Der Grundstein für MobiLe wurde mit der BASt-Studie gelegt. Hier wurden auf der Basis umfangreicher Recherchen (u. a. internationale Literaturrecherche, Sichtung von Mobilitätskonzepten, Lehr- und Bildungsplänen, Mobilitätskonzepte, Verkehrserziehungsprogramme, Internetaufführungen etc.) zentrale Inhalte der Mobilitätsschulung entwickelt und empirisch erprobt. Im Rahmen der Entwicklung der Website MobiLe wurden diese Inhalte nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft überarbeitet und ergänzt. An der Entwicklung der Website war ein interdisziplinäres Team aus den Bereichen Verkehrswissenschaft, Sozialforschung, Heil- und Sonderpädagogik und Webdesign beteiligt. 

  • Eine Evaluation von MobiLe ist bislang nicht erfolgt. 
    In der vorgeschalteten BASt-Studie, die grundlegend für die Website MobiLe ist, wurden jedoch gezielt Rückmeldungen sowohl von den die Schulung durchführenden Fachkräften aus Einrichtungen der Eingliederungshilfen und Förderschulen als auch den erwachsenen Teilnehmenden mit geistiger Behinderung eingeholt. Studienbegleitend und in der Umsetzung der Website MobiLe wurden diese Rückmeldungen für Anpassungen genutzt. Nicht zuletzt ist die Idee, die Schulungsinhalte in Form einer Website anzubieten, diesen Rückmeldungen zu verdanken. Lob und Kritik zur Website MobiLe kann bei der DVW gegeben werden